Thomas Kuhn arbeitet seit Dezember bei der AGILITA und verstärkt das Team als Management Consultant mit seinem Process-Transformation- und SAP Signavio-Wissen. Simon Hammer, CEO und Mitgründer der AGILITA Deutschland, hat Thomas in einem Interview zu genau diesen Themen befragt. Er beschreibt die Vorteile, Herausforderungen und die Notwendigkeit von SAP Signavio und Process Management, was Unternehmen beachten sollen, wenn sie ein Transformationsprojekt starten möchten und wie er in seiner Rolle ein Projekt mit dem Kunden angeht.
Simon: Danke, Thomas, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Die einfache Frage zuerst: was bedeutet eigentlich Process Transformation?
Thomas: Es geht in erster Linie darum, Geschäftsprozesse und Abläufe in ihrem spezifischen Kontext zu verstehen, zu analysieren, zu optimieren und zu überwachen. Mit SAP Signavio, bzw. der Business Transformation Suite, können Prozesse auf ihre Eignung im Businesskontext analysiert und unter Berücksichtigung von Anforderungen neugestaltet werden. Im Unterschied zu früher geschieht diese Transformation heute vor allem auf Basis der digitalen Ebene: das Ziel ist es, mit einem kundenzentrierten Ansatz neue Prozesse und Businessmodelle zu kreieren und Prozessmanagement nicht mehr auf die Prozessdokumentation und einen «unermüdlichen Papiertiger» zu reduzieren. Mit der fortschreitenden Digitalisierung der Prozesse spielen Daten im Unternehmen eine immer wichtigere Rolle. Diese Unternehmensdaten werden oft auch in die Process Transformation miteinbezogen und dienen heute u.a. als wichtigste Quelle zur Identifikation von Optimierungspotenzial. Klassische Prozessmanagementansätze erreichen kaum die Tiefe von Erkenntnissen, wie wir sie heute aus Unternehmensdaten ableiten können. Diese Erkenntnisse sind ein idealer Startpunkt für die digitale Transformation im Unternehmen. Hierzu zitiere ich gern Christian Klein, CEO SAP: “Business Processes are the DNA of SAP, that’s where the magic happens!”
Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen, das SAP Signavio einführen möchte, erfüllen?
Wie bei allen Transformationsprozessen steht an oberster Stelle das Commitment: Es braucht mindestens jemanden in der Executive Ebene, der oder die voll und ganz hinter dem Projekt steht. Auch die Mitarbeitenden eines Unternehmens sind betroffen und sollten motiviert sein, ihre Abläufe zu verbessern.  «Work smart, not hard» ist das Motto und dazu braucht es Mut, etwas Neues auszuprobieren. Weiter braucht es eine Problemstellung, die es zu lösen oder ein Bedürfnis, das es zu erfüllen gibt. Die Einsicht, dass Herausforderungen existieren, die Motivation, etwas verändern zu können und der Mut, dies anzugehen, sind die besten Voraussetzungen für den Start eines solchen Projekts. Das Ziel ist dabei, eine kontinuierliche Prozess-Excellence zu erreichen und Agilität zu gewährleisten. Dies geschieht nur, wenn man das eigene Business mit seinem Umfeld und den Wechselwirkungen genau kennt.
Wie gehst du und dein Team bei einem Signavio-Projekt mit dem Kunden vor?​
An erster Stelle steht immer der Kunde. Am Anfang eines Projekts geht es darum, ihn zu verstehen und vor allem auch, seine Herausforderungen zu kennen. Zentral dabei ist, dass auch der Kunde die Problemsituation im Unternehmenskontext genau versteht. Wir machen die Problemsituation, die oft verborgen und unausgesprochen bleibt, transparent, damit ein allgemeines Verständnis entsteht. Danach wird ein möglicher Lösungsansatz entworfen und das Projekt im Detail geplant. Der «Gap» zwischen dem Ist- und dem Soll-Zustand ist letztendlich der Inhalt der bevorstehenden Transformation mit einem analytischen und strukturierten Vorgehen. Das klingt aufwändig, ist es aber nicht. Der Mehrwert durch ein prozessorientiertes Vorgehen wird schnell sichtbar und am Schluss gibt es auch meistens einen erfreulichen «Aha-Moment».
Wieso sollten Unternehmen noch heute mit dieser Transformation beginnen?
Es gibt viele Auslöser für eine Transformation. Das Jahr 2022 hat uns gezeigt: «Change is the new normal». Die Welt ist im ständigen Wandel. Der Erhalt unserer Umwelt für künftige Generationen, die Anpassung an sich ständig verändernde und revolutionäre Technologien während sich alle Unternehmen und Branchen gleichzeitig auf die Auswirkungen einer globalen Pandemie einstellen müssen, ist gleichwohl für Unternehmen, für die Anpassung der Lieferketten und das persönliche Leben von Bedeutung. Der Wandel vollzieht sich schneller und mit grösseren Auswirkungen als je zuvor. Wir wissen, dass das Tempo des Wandels unerbittlich ist, und die Herausforderung besteht darin, wie wir damit Schritt halten können.
Wo siehst du die grössten Herausforderungen?
Die Technik ist nicht das Problem – es ist alles da, was man braucht. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Transformation kundenorientiert und nicht nur technologiegetrieben angegangen wird. Ein Signavio-Projekt funktioniert nur, wenn die Mitarbeitenden mit im Boot sind, wenn sie abgeholt und motiviert werden: es braucht einen Mindset-Change. Zudem sind eine Vision, Teamwork und Kollaboration entscheidende Faktoren um von «best-practice» zu «next-practice» zu kommen, das heisst, unternehmensspezifische USPs (Unique Selling Proposition) zu adressieren, um Marktführer und die erste Wahl für Kunden zu sein.
Und noch eine Frage zum Schluss: was ist dein wichtigster Tipp für alle, die mit dir den Transformationsweg gehen möchten?
Kreieren Sie eine Vision, seien Sie mutig, bilden sie «Capabilities» rund um die Transformation und vergessen Sie ihre Kunden nicht. Wichtig ist auch, dass die Veränderung messbar wird, damit ich jederzeit steuern und anpassen kann – also, dass ich agil bleibe. Daten spielen eine zentrale Rolle. So entsteht kundenzentrierte Innovation, die einen nachhaltigen, auf Fakten basierenden und messbaren Marktvorteil für das Unternehmen mit sich bringt.